Gestalterische Denkweisen

In Zeiten von Pandemien, Artensterben und Klimawandel spielt die Wissenschaft eine nicht wegdenkbare Rolle. Nicht zuletzt die Überprüfbarkeit und Transparenz in der wissenschaftlichen Forschung sorgen dafür, dass neue Materialien, Techniken und Errungenschaften für die Menschheit erforscht werden können.

Während transparente, überprüfbare Forschung in den Naturwissenschaften schon seit Jahrhunderten Einzug gefunden hat, sieht das in Designdisziplinen noch ganz anders aus.

Während in anderen Disziplinen, zum Beispiel der Naturwissenschaften Wissen auf der Grundlage von tiefgehender Grundlagenforschung vermitelt und unterrichtet wird, gilt Design weitgehend als Feld, wo die Wissensvermittlung über praktisches lernen weitergegeben wird.

Nigel Cross untersuchte 1982 in seinem Paper „Designerly Ways of Knowing“1, wie Design als Disziplin innerhalb der Bildung anerkannt werden kann. Hierbei argumentiert er, dass Design neben den Natur- und Geisteswissenschaften eine eigene, „dritte“ Kultur darstellt.

Diese dritte Kultur konzentriert sich laut Cross auf die von Menschen geschaffene Welt und nutzt Methoden der Modellierung und Synthese zum Lösen von Problemen.

Designprobleme sind oft unklar und komplex, was laut Cross erfordert, dass Lösungen entwickelt werden, anstelle nur die Probleme zu analysieren. Diese Herangehensweise im Design unterscheidet sich von wissenschaftlichen Methoden, die dagegen auf Analysen und Experimenten basiert.

Zusammenfassend identifizierte Cross fünf Aspekte, welche für eine gestalterische Denkweise ausschlaggebend sind:

  • Abstrakte Problemstellungen
  • Problemlösungen fokusieren sich auf das Produkt oder Artefakt
  • Konstruktive Denkweise
  • Die Nutzung von einem eigenen „Code“, der abstrakte Anforderungen in konkrete Objekte oder Artefakte umwandelt
  • Die Nutzung dieser „Codes“ zum „lesen“ und „schreiben“ in Objektsprachen

Abschließend nennt Cross noch drei Hauptargumente, weshalb Design in der generellen Bildung mehr Einzug finden soll:

  • Design entwickelt angeborene Fähigkeiten zur Lösung von realen, nicht klar definierten Problemen
  • Design unterstützt die kognitive Entwicklung in den konkreten/ ikonischen Modi der Kognition
  • Design bietet Möglichkeiten zur Entwicklung einer breiten Palette von Fähigkeiten im Bereich des nonverbalen Denkens und der Kommunikation.

  1. Cross, N. (1982). „Designerly ways of knowing.“ Design Studies 3(4): 221-227.
    This is the third paper in a series being published in Design Studies, which aims to establish the theoretical bases for treating design as a coherent discipline of study. The first contribution in the series was from Bruce Archer, in the very first issue of Design Studies, and the second was from Gerald Nadler, in Vol 1, No 5. Further contributions are invited. Here, Higel Cross takes up the arguments for a ‘third area’ of education—design—that were outlined by Archer. He further defines this area by contrasting it with the other two—sciences and humanities—and goes on to consider the criteria which design must satisfy to be acceptable as a part of general education. Such an acceptance must imply a reorientation from the instrumental aims of conventional design education, towards intrinsic values. These values derive from the ‘designerly ways of knowing’. Because of a common concern with these fundamental ‘ways of knowing’, both design research and design education are contributing to the development of design as a discipline.


    ↩︎