Bevor ich meine erste Stelle als Webentwickler im Herbst letzten Jahres begann, war mein Lebenslauf für einen Biologen geradlinig. Ich war Biologie-Student, stand kurz vorm Abschluss und die logischen nächsten Schritte wären vermutlich entweder ein Master-Studium, oder eine Stelle in der Industrie.
Ein paar meiner Freunde begannen Ihren Lebensweg als ausgebildete Biologen, während es mich zur gleichen Zeit an das Rechenzentrum zog, wo ich bereits während dem Studium als studentische Hilfskraft im Helpdesk tätig war.
Ich wusste zu diesem Zeitpunkt noch wenig darüber, wie man programmierte, oder wie WordPress tief hinter den Kulissen aussah. Immerhin war ich dort während meinem Studium anfangs nur im Helpdesk tätig.
Mein Tagesgeschäft bestand lediglich darin, Kunden bei der Bedienung Ihrer WordPress-Seite zu helfen und die ein oder andere Anleitungsseite zu den hauseigenen Plugins- und Themes zu überarbeiten.
Jedes Ticket war ein neues Problem, eine neue Aufgabe, die es zu lösen galt. Anfangs war ich bei vielen Dingen überfragt. Wenn man neu ist, dann sind Schlagwörter wie Barrierefreiheit, Suchmaschinenoptimierung und User Experience (UX) immerhin Neuland.
Vielleicht war das auch der Grund, weshalb Ich mir schon früh Vorwürfe machte, dass ich nicht kompetent genug für die Stelle wäre. Ich besuchte Online-Kurs nach Online-Kurs, vergrub mich regelrecht in Lektüre von klassischem Design, über Webdesign, Typographie und Suchmaschinenoptimierung. Gleichzeitig forderte mich mein Studium mit organischer Chemie über Pharmazeutische Biologie bis hin zur Struktur- und Mikrobiologie.
Als ich mein Studium gegen September 2021 abgeschlossen hatte, hatte ich zeitgleich auch ein Jobangebot beim Rechenzentrum als Webentwickler unterbreitet bekommen.
Ich musste nicht lange überlegen, da mich WordPress und Webdesign allgemein faszinierten. Und trotzdem kämpfe ich noch heute mit Selbstvorwürfen, wenn ich mich jedes mal aufs neue erklären muss, wieso ich jetzt keine Laborergebnisse auswerte, sondern in der Webentwicklung und technischen Dokumentation tätig bin.
Fast schon, als wäre mein Studium ein Namensschild, dass mir verbietet in anderen Bereichen unterwegs zu sein. Dabei lernt man in einem Biologie-Studium nicht nur, wie man Daten auswertet und wieso die Mitochondrien „die Kraftwerk der Zelle“ sind.
Man lernt zu lernen. Man lernt, wie man Problemsätze lösen kann und wie man sich selbst in neue Thematiken einlernt.
Mein Studium ist für mich selbst kein Makel in meinem Lebenslauf. Immerhin war es mein Studium, dass mir erst zeigte, wie schön das Lernen und Lösen von Problemen ist. Wie man Konzepte verstehen und im Anschluss anwenden kann.
Mein Fazit: Ich mag meinen Job als angehender Webentwickler und ich denke, dass man das Leben selbst in die Hand nehmen muss. Man sollte das machen, auf was man Lust hat. Egal, ob der Weg nicht nach Lehrbuch verläuft. Immerhin lebt man nur einmal. Selbst wenn andere denken, dass man einen falschen Weg einschlägt, sollte man immer noch den eigenen Wünschen folgen.